BURNOUT – Wenn nichts mehr geht …

Ein Burnout entsteht überwiegend im Arbeits- und Berufsleben. Es beschreibt einen Zustand der Erschöpfung mit körperlichen und psychischen Symptomen.

Die wichtigsten Kennzeichen:

  • Emotionale Erschöpfung: Starke Emotionen wie Ärger und Wut treten auf, die schließlich zu einem Gefühl der inneren Leere führen.
  • Körperliche Erschöpfung: Energiemangel und Müdigkeit
  • Depersonalisation und Zynismus: Innere Distanzierung von der Arbeit oder Tätigkeit, die einmal Freude bereitet hat, mittlerweile jedoch hauptsächlich Frust auslöst. KollegInnen, KlientInnen oder KundInnen werden abgewertet oder es wird ihnen zynisch begegnet.
  • Negative Bewertung der Arbeit: Diese resultiert aus einem Erleben des Misserfolgs, da trotz hoher Anstrengung keine positiven Ergebnisse in der Arbeit mehr erzielt werden. Der Glaube an den Sinn der Tätigkeit sowie an die eigenen Einflussmöglichkeiten geht verloren.
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Wie entsteht Burnout?

Im Wesentlichen sind 2 Typen von Burnout zu unterscheiden:

1.) „Wer ausgebrannt ist, hat zuvor auch gebrannt“ – Die Betroffenen zeigen zuerst ein sehr hohes Engagement für eine Sache, für die sie förmlich „brennen“. Sie stehen häufig unter Anspannung und es fällt ihnen schwer abzuschalten. In anderen Worten, um es mit einem Girokonto zu vergleichen: Es wird ständig mehr ausgegeben als eingenommen wird. Kopfschmerzen und Erkältungen treten meist am Wochenende oder im Urlaub auf – jedenfalls dann, wenn „Zeit dafür ist“.

2.) Chronischer Stress – Wenn die Belastung über Wochen, Monate oder teilweise sogar Jahre anhält, kann dies einen anhaltenden Effekt auf Körper und Psyche auslösen. Äußere Faktoren wie hoher Zeit- und Leistungsdruck oder Konflikte im Unternehmen spielen dabei eine große Rolle.

Betroffene ziehen sich eher zurück, schlafen schlechter und entwickeln eine depressive Symptomatik.

Burnout und Persönlichkeit – Wer bekommt denn nun ein Burnout?

Eine typische Burnout-Persönlichkeit gibt es nicht. Es gibt auch keine Belege dafür, dass Burnout ab einem bestimmten Ausbildungsniveau häufiger auftritt oder dass nur bestimmte Berufsgruppen davon betroffen sind. 

In der Psychologie werden jedoch einige Persönlichkeitsmerkmale genannt, die als besondere Risikofaktoren für ein Burnout gelten:

  • Hoher Ehrgeiz
  • Idealismus
  • Hang zum Perfektionismus
  • Das sogenannte „Helfer“-Syndrom
  • Nicht Nein sagen können


Daneben existiert noch eine Reihe an arbeitsbedingten Faktoren, welche die Entstehung eines Burnouts begünstigen:

  • Hohe berufliche Anforderungen
  • Permanenter Zeitdruck
  • Konflikte mit KollegInnen oder Vorgesetzten
  • Mangelnde Wertschätzung und Anerkennung für die berufliche Leistung
  • Geringer Handlungs- und Entscheidungsspielraum


Burnout oder Depression – Worin besteht der Unterschied?

Hinsichtlich der Symptomatik gibt es große Überschneidungen zwischen einem Burnout und einer Depression. Stress und Belastung in der Arbeit führen jedoch eher zu einem Burnout als zu einer Depression. 

Eine Depression kann neben rein psychologischen Einflüssen auch durch biologische Einflüsse (z.B. genetisch oder jahreszeitbedingt) entstehen

Zudem treten Depersonalisation und Zynismus meist nicht bei einer Depression auf und negative Bewertungen sind nicht nur auf die Arbeit beschränkt. 

Gleichzeitig kann ein unbehandeltes Burnout zu einer Depression oder zu anderen Folgeerkrankungen wie Angststörungen oder Zwangsstörungen führen.

Wie läuft ein Burnout ab und welche Symptome treten auf?

Neben den beschriebenen Hauptkennzeichen sind die Symptome im Detail vielfältig.

Prof. Burisch, ein renommierter Burnout-Forscher, entwickelte ein prozessorientiertes Phasenmodell mit sieben Kategorien.

Die verschiedenen Symptome und Phasen können bei jedem Menschen hinsichtlich Reihenfolge und Häufigkeit variieren. Ebenso können noch weitere, hier nicht angeführte Symptome dazukommen. Insgesamt wurden in der Forschung 130 verschiedene Symptome identifiziert. Ein Burnout verläuft immer sehr individuell.


Die sieben Burnout-Phasen nach Burisch (2006):

1.) Warnsymptome der Anfangsphase

  • Erhöhtes Engagement: freiwillige unbezahlte Mehrarbeit, Gefühl der Unentbehrlichkeit („Wenn ich das nicht mache, macht es sonst keiner.“), nie Zeit haben
  • Erschöpfung: Energiemangel, chronische Müdigkeit

2.) Reduziertes Engagement

  • für KundInnen, KlientInnen, PatientInnen: Aufbau einer größeren Distanz, Schuldzuweisungen für Probleme an KundInnen, geringere Aufmerksamkeit in Gesprächen mit KundInnen
  • für andere allgemein: Unfähigkeit zu geben, Abnahme des Einfühlungsvermögens, zynische Reaktionen
  • für die Arbeit: Negative Einstellung zur Arbeit, Widerwillen der Arbeit gegenüber, Zunahme von Fehlzeiten,
  • erhöhte Ansprüche: Verlust von Idealismus, Gefühl mangelnder Anerkennung und Gefühl ausgebeutet zu werden, Eifersucht, Zunahme der Konflikte in der eigenen Familie

3.) Emotionale Reaktionen

  • Sich selbst gegenüber (depressive Symptomatik): reduzierte Selbstachtung, Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, Selbstmitleid, geringere emotionale Belastbarkeit, innere Unruhe
  • In Form von Aggressionen anderen gegenüber: Schuldzuweisungen an andere, Vorwürfe, Reizbarkeit, Misstrauen, häufige Konflikte mit anderen

4.) Abbau

  • der kognitiven Leistungsfähigkeit: Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme, Schwierigkeiten beim Treffen von Entscheidungen
  • der Motivation: Dienst nach Vorschrift, verminderte Initiative und verminderte Produktivität
  • der Kreativität: Fantasie und Flexibilität nehmen ab
  • Entdifferenzierung: Zunahme des Schwarz-Weiß-Denkens und Widerstand gegen Veränderungen


5.) Verflachung

  • des emotionalen Lebens: Verflachung der Gefühle, Gleichgültigkeit
  • des sozialen Lebens: vermehrter sozialer Rückzug, mit sich selbst beschäftigt sein, geringere persönliche Anteilnahme, Einsamkeit
  • des geistigen Lebens: Desinteresse, Langeweile, Zurückstellen von Hobbies und weiteren Freizeitbeschäftigungen


6.) Psychosomatische Reaktionen: z.B. Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, Herzrasen


7.) Verzweiflung: Gefühle der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit bis hin zu Selbstmordgedanken

Wie kann ich einem Burnout vorbeugen?

Wenn Sie das Gefühl haben, bereits von Burnout betroffen zu sein, bedarf es einer professionellen Behandlung, um Folgeerkrankungen wie Depression oder Angststörung zu verhindern. 

An dieser Stelle finden Sie einige Tipps, die sich in der Praxis sehr bewährt haben, um einem Burnout vorzubeugen:

  • Ausreichend Schlaf
    Wir schlafen im Schnitt zwischen 6 und 8 Stunden – manche deutlich weniger, andere deutlich mehr. Das Schlafbedürfnis ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Unabhängig davon, ob Sie mit 5 Stunden Schlaf auskommen oder doch 10 Stunden brauchen: Wichtig ist, dass Sie die für Sie passende Schlafmenge einhalten und sich tagsüber gut erholt fühlen. 
  • Bewusste und gesunde Ernährung
    Eine ausgewogene, gesunde Ernährung ist wichtig für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. 
    Auch ein maßvoller Umgang mit Genussmitteln (Alkohol, Kaffee, Zigaretten) ist jedenfalls empfehlenswert. 
  • Bewegung und Sport
    Bewegung an der frischen Luft regt den Hormonhaushalt an und trägt zu einer besseren Stressverarbeitung bei. 
    Die sportliche Betätigung sollte jedoch in Hinblick auf Ehrgeiz und Leistungswille nicht gleich übertrieben werden. Es gilt der Grundsatz: „Je härter der Job, umso milder der Sport“ – also eher weg von dem Gedanken „Work Hard – Play Hard“. 
  • Eine Entspannungsmethode erlernen
    Entspannungstechniken helfen uns, in besonders stressigen Zeiten einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie fördern Konzentration, Gelassenheit und Zufriedenheit.
    Am effektivsten ist es, eine Entspannungsmethode zu lernen, bevor Sie sie wirklich brauchen. 
    Die Entspannungsmethode soll auch wirklich zu Ihnen passen. Da die einzelnen Verfahren bezüglich der Anwendung sehr stark variieren, lohnt es sich, einige auszuprobieren. Wählen Sie dann jene für sich, die Ihnen am besten weiterhilft. Einige Beispiele für gängige Verfahren sind Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitsmeditation, Yoga, Tai Chi oder Qigong.

Wie sieht die Behandlung bei Burnout aus?

Da ein Burnout immer individuell abläuft, wird auch die Therapie entsprechend Ihren Bedürfnissen angepasst. 

Vorrang in den Therapiesitzungen haben immer Ihre persönlichen Themen, für die wir uns ausreichend Zeit nehmen. Im Folgenden führe ich einige wichtige Therapiebausteine an, die sich bei der Behandlung eines Burnouts als besonders wirksam erweisen. Diese werden in den Therapieablauf integriert, damit Sie bestmöglich davon profitieren:

  • Genaue Situationsanalyse und ergänzende Diagnostik
    Neben dem Erfassen Ihrer persönlichen Situation kommen bei Bedarf standardisierte psychologische Testverfahren zum Einsatz, um den gesamten IST-Zustand möglichst genau erfassen. 
  • Nähere Betrachtung Ihrer beruflichen und persönlichen Ziele und bei Bedarf gemeinsames Entwickeln von neuen Zielen
  • Fördern von Akzeptanz und Achtsamkeit für die aktuelle Situation 
    Als Betroffene/r ist es zunächst schwer zu glauben, jedoch bietet ein Burnout ein gewisses Lern- und Entwicklungspotenzial. Ein achtsamer und akzeptierender Umgang bietet eventuell neue Chancen, an die Sie vorher noch gar nicht gedacht haben. 
  • Zusammenhang zwischen Gedanken, Gefühlen, Verhalten und Körper – Aufdecken und Verändern von nachteiligen Gedanken- und Verhaltensmustern 
    Bestimmte Glaubenssätze und Muster, nach denen wir handeln, erlernen wir bereits in unserer Kindheit. In bestimmten Situationen werden uns die ungünstigen Glaubenssätze dann jedoch auch im Erwachsenenalter zum Verhängnis. Wir reagieren in vielen Fällen auf etwas so, wie wir es gelernt haben und wie wir es schon immer gemacht haben. Dadurch tappen wir dann stets in dieselbe „Lebensfalle“ und fragen uns: „Warum passiert mir das immer wieder?“
    Die Therapie hilft, genau diese ungünstigen Muster aufzudecken und alternative Wege zu erkunden.
  • Erarbeiten und Üben von Strategien zum Umgang mit Stress und Belastungen
    Im Rahmen der Therapie besprechen und üben wir Stressbewältigungstechniken und Entspannungsmethoden, die Sie bei Bedarf sofort einsetzen können.
  • Was können Sie gut?– Entdecken, Wiederentdecken und Nutzen Ihrer persönlichen Stärken
    Schon von klein auf werden wir sehr gut darin trainiert, an unseren Schwächen zu arbeiten und diese gezielt auszugleichen. Unsere Stärken akzeptieren wir dann einfach, weil sie uns in manchen Dingen das Leben einfacher machen. Doch was passiert, wenn wir lernen unsere Schwächen zu akzeptieren und unseren Fokus vermehrt auf die Entwicklung unserer Stärken und Talente legen und daran unsere Ziele ausrichten?
    Forschungsergebnisse zeigen, dass ein gezieltes Arbeiten an den eigenen Stärken zu mehr Glück und Zufriedenheit und dadurch auch zu mehr Erfolg führt.
  • Erkennen der inneren Antreiber und der Umgang damit
    Bestimmte Energieräuber tragen besonders zu Stress und Erschöpfung bei. Diese können bestimmten Mustern („Sei perfekt“, „Sei stark“, „Sei gefällig“, „Streng Dich an“, „Mach schnell“) zugeordnet werden, die wir alle in unterschiedlicher Ausprägung in uns tragen. Wenn eines oder mehrere Muster übertrieben auftreten und für die jeweilige Situation unpassend erscheint, kostet dies sehr viel Energie. 
  • Eigene Grenzen erkennen, anderen Grenzen setzen und Nein sagen
  • Bewusstwerden der eigenen Werte und Prüfen, ob diese noch zu Ihrem aktuellen Handeln passen
  • Analysieren der beruflichen und privaten sozialen Netzwerke – Wie gut passen diese noch zu Ihren neuen Zielvorstellungen?